Drei Wochen in Kanadas Westen – von Vancouver nach Nakusp

Drei Wochen Roadtrip durch Kanadas Westen – was für ein Erlebnis! In der ersten Etappe geht es von Vancouver über Merritt, durch das Okanagan Valley nach Nakusp. Euch erwarten Natur in der Stadt, wilde Schluchten, Wein und Hot Pools. Das war die Kurzversion – jetzt kommt der ausführliche Bericht.

Der zweite Tag in Vancouver startet super früh und mit einem ersten Beweis der kanadischen Freundlichkeit – im Bus müssen wir noch kein Ticket kaufen, das können wir ja gleich an der Haltestelle des Skytrain machen. Wir kaufen ja eh ein Tagesticket. Gesagt getan und los geht es in die City. Allerdings noch nicht so richtig, denn wir wollen zur Granville Island Markthalle. Die Idee „in der Nähe“ aus dem Zug auszusteigen und den Rest zu laufen erweist sich nur als mittelprächtig – zwar ist die Aussicht von der riesigen Autobrücke ganz schön cool …

… aber die Brücke ist auch super lang und wir müssen einen ganz schönen Umweg gehen um wieder runter zu kommen. Unten angekommen hat der Markt trotzdem noch nicht mal offen – wir waren aber schon beim Bäcker in der Nähe unserer Unterkunft und lassen uns die ersten Sticky Cinnamon Buns schmecken.

Der Markt ist gerade für den ersten Tag ganz nett – wir sehen zahlreiche kanadische Spezialitäten, genießen guten Kaffee und freuen uns über schönes Kunsthandwerk. Es lohnt sich auch die Geschäfte drum herum auf Granville Island zu besuchen – zum Beispiel eine coole Brauerei und einen Schmied. 😉

Da wir von unserem Fehler der langen Wege noch immer nicht gelernt haben, laufen wir weiter – am Wasser entlang durch einen kleinen Park und freuen uns über die Sonne, die nun immer wieder raus kommt. Richtig in die Stadt geht es dann doch – tap tap – wieder mit der Bahn. Nach ein bisschen Schlendern meldet sich der Hunger. Wir entdecken einen coolen Tacoladen mit einem schicken Hinterhof und freuen uns über den unglaublich aufmerksamen Service der ständig das kostenlose Leitungswasser nachschenkt, Tipps zur Wahl der Speisen gibt und dafür sorgt, dass wir uns schon richtig angekommen fühlen.

Trotzdem sind Städte einfach nicht so unser Ding – mit dem Bus geht es direkt weiter nach Stanley Park, einem großen Park direkt neben der Stadt. Der Park ist ruhig, friedlich und fast menschenleer – ideal um die ersten kanadischen Tiere zu entdecken.

Nie hätte ich nur zu träumen gewagt, dass wir bereits am ersten richtigen Tag zwei meiner Bucketlist-Punkte abhaken können: Weißkopfseeadler und Kolibris. ❤ Sogar einen Waschbär haben wir kurz vorbei huschen sehen. Stanley Park ist für uns ein absolutes Must-Visit in Vancouver.
Die Schattenseiten von Vancouver entdecken wir auf dem Weg zum Abendessen – wir fahren mit dem Bus zu einem Fish & Chips-Laden in einen anderen Stadtteil. Dabei fahren wir auf der Hastings-Street – sie ist gesäumt von hunderten Obdachlosen und Junkies … So nah wie Natur und Stadt beieinander liegen, so nah liegen hier auch Armut und Reichtum beieinander.

Am nächsten Morgen heißt es packen und erste Besorgungen machen. Wir kaufen uns bei Canadian Tire Campinggas und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Im Asia-Supermarkt kommen die ersten Lebensmittel und Sushi zum Mittagessen dazu. Unser Gepäck konnten wir zum Glück zwischenzeitlich noch in der Unterkunft lassen, denn wir holen nun unser Auto ab.

Jaaa, ist etwas groß geraten dieses Auto. ^^ Die Vermietung war wieder nicht ohne Tücken – Jonas‘ Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Meine Kreditkarte hat funktioniert, also wurde das Auto kurzerhand auf mich umgeschrieben. Zum Glück hatten wir bereits zwei Fahrer eingetragen – am Preis hat sich also nicht geändert. Trotzdem bin ich kein einiges Mal mit dem SUV gefahren – hupsi. Nachdem wir also all unser Gepäck eingesammelt hatten, ging es endlich los: Roadtrip!!!

Karte erste Etappe von Vancouver nach Merritt
Quelle: Google Maps

Für den ersten Tag hatten wir uns keine sooo lange Strecke eingeplant – 270 km, etwa 3 Stunden Fahrt. Mit einem oder zwei kleinen Zwischenstopps. Durch ein kleines Missverständnis beim Kartelesen und zwischen Jonas und mir, haben wir einen „kleinen Schlenker“ gemacht durch Spences Bridge und das Fraser Valley – knappe 100 km mehr. ^^ Da waren wir am Abend sehr froh, dass wir nicht mehr Kochen mussten/konnten (wir haben im Hotel übernachtet) und haben uns in einem urigen Diner über Gratis-Eistee-Refill gefreut … Nur um dann im Liquor Store nebenan die größten Cider- und Bierflaschen zu kaufen, die es gab. ^^

Nach köstlichen frisch gebackenen Waffeln zum Frühstück ging es weiter zum Kentucky Alleyne Provincial Park – friedliche Seen umgeben von Wald und Wiesen. Ein sanfter Start in die kanadische Wildnis. In den frühen Morgenstunden konnten wir auch wieder zahlreiche Nager und Vögel entdecken. Direkt an den Seen gibt es Campingplätze – hier hätten wir uns tatsächlich auch sehr gut vorstellen können ein paar Nächte mit dem Camper zu verbringen.

Weiter ging es in das Okanagan Valley – einem der wärmsten und fruchtbarsten Gebiete in Kanadas Westen. Hier wird sehr viel Obst angebaut – und Wein. Wir haben die wunderschöne Quails‘ Gate Winery besucht und eine kleine Weinprobe gemacht – also eigentlich habe nur ich die Weinprobe gemacht, denn Jonas musste ja noch weiter fahren. Die Fahrt durch das Okanagan Valley war mit 380 km und 5 Stunden unsere längste Tagestour.

Karte der zweiten Etappe
Quelle: Google Maps

Das Mittagessen im Quails‘ Gate hat dann doch unser Budget und auch unseren Geschmack „überstiegen“, daher sind wir etwas weiter gefahren zur nächsten Winery und haben uns dort eine deluxe Käseplatte als Lunch gegönnt. Im Okanagan Valley kann man bestimmt auch sehr gut einen ganzen Tag mit essen und Wein trinken verbringen – überall ist eine schöne Winery nach der anderen!

Nach einem ersten Tankstopp geht es weiter durch dichte Wälder, vorbei an winzigen Ortschaften und verwunschenen Seen bis zum Ende der Straße. Ja, richtig gelesen – an einem großen See endet die Straße und man muss auf die nächste Fähre warten. An dieser Stelle fährt die Fähre alle 30 Minuten und wir mussten 15 Minuten warten. Das Besondere an der Fähre: sie ist kostenlos, denn es gibt keine andere Möglichkeit den See zu überqueren. Sie gehört also zum normalen Straßennetz. Auf der anderen Seite wird es langsam immer dunkler und dicke Regen- und Schnee(!)wolken ziehen auf. Angekommen in Nakusp flitzen wir noch durch den Supermarkt und beziehen dann unsere erste kanadische Hütte in der Wildnis. Unser Host Daniel ist super herzlich und meint, dass häufig Rehe und Bären auf dem Grundstück unterwegs sind. Keine hundert Meter von der Hütte entfernt grasen tatsächlich schon einige Rehe. ❤

Der nächste Morgen startet wieder früh, aber entspannter, schließlich verbringen wir zwei Nächte in Nakusp und haben nur wenig für den Tag geplant. Die meiste Zeit starren wir gespannt nach draußen und hoffen, dass der Bär uns besuchen kommt. Bis zur Mittagszeit taucht er nicht auf, also machen wir uns doch auf den Weg zu einer kleinen Wanderung.

Im Wald sind wir völlig allein und freuen uns über das Dschungelambiente mit vielen Farnen, Moosen und Flechten. Trotzdem ist die Stimmung irgendwie angespannt – ob uns hier wohl ein Bär über den Weg läuft? Wir unterhalten uns laut um ihn ggf. vorzuwarnen, sehen dann auch nur zwei Mini-Schlangen, die sich auf der Wasserleitung der Hot Pools wärmen. Das heiße Wasser wird von einer Quelle zu einem kleinen Schwimmbad weiter unten geleitet. Nachdem wir die Quelle besucht haben und es immer wieder anfängt zu regnen, machen wir uns auf den Rückweg. Nach unserem bewährten Mittagessen (Toast (jetzt neu: getoastet!), Erdnussbutter sowie Käse, Cracker und Essiggurken) chillen wir in den heißen Pools der Nakusp Hot Springs. Es ist nicht viel los, das Wasser ist angenehm warm und der Blick auf die Berge, Bäume und die Kolibris ist klasse. Neben den Becken hängen Futterspender mit Zuckerwasser – vier bis sechs Kolibris tummeln sich gleichzeitig um die Plastikblumen. Was für ein schöner und entspannter Nachmittag!

Später gibt es einen kurzen Stromausfall – lange genug um die Internetverbindung in der Hütte und im Haupthaus vorerst unwiederbringlich zu killen. Jonas handelt für uns als „Entschädigung“ einen gratis Eimer Feuerholz heraus und unser Superhost überweist uns später trotzdem noch etwas Geld zurück (und schreibt, dass er währenddessen den Bär gesehen hat, den wir nie zu Gesicht bekommen haben. ^^). Der Abend am Feuer ist ebenfalls super schön, aber kurz, denn trotz Feuer wird es schnell sehr kalt. In der Nacht fällt auf den umliegenden Bergen wieder Schnee …

Und mit Schnee geht es auch in den nächsten Tagen weiter – davon mehr im zweiten Reisebericht aus Kanada. Bis dahin, viele Grüße, Franzi

2 Gedanken zu “Drei Wochen in Kanadas Westen – von Vancouver nach Nakusp

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